Ehemalige Ringerrecken erinnern an Trainings- und Wettkampfverbot nach dem 2. Weltkrieg und den schweren Neubeginn
Pausa - Seit knapp 6 Wochen dürfen die Ringer, wie alle anderen Sportler auch, ihren Sport nicht oder nur sehr eingeschränkt ausüben. Was bleibt, ist sich mit Laufen, Kraftsport und Athletik entsprechend fit zu halten. Spezifisches Ringertraining ist noch lange nicht in Sicht, an Wettkämpfe gar nicht zu denken, gehört doch Ringen zu den Kontaktsportarten, die in Zeiten der Corona-Pandemie als besonders gefährdet eingestuft werden, da Abstandsregeln hier nicht eingehalten werden können.
Für die ehemaligen Ringerrecken im fortgeschrittenen Alter nichts Neues, denn sie haben eine solche Situation schon einmal kennengelernt, wenn auch unter anderer Sichtweise. So war der Sport, insbesondere der Ringkampfsport, nach dem 2. Weltkrieg in der russischen Besatzungszone streng untersagt. Mißachtung des Verbots hätte zu drastischen Strafen geführt. Erst nach und nach ließen sich die russischen Kommandanturen erweichen und ließen Training, später auf schriftlichen Antrag auch Wettkämpfe wieder zu. Erst 1949 fanden in der neu gegründeten DDR die ersten Meisterschaften nach dem Krieg statt.
"Die Situation war damals fast die Gleiche. Training war verboten, von Wettkämpfen gar nicht zu sprechen. Später mussten Training und Turniere auf Antrag in der russischen Kommandantur in Plauen beantragt werden", gibt der Chronist des KSV Pausa, Horst Steinert Erzählungen und Geschichten wieder, die er und seine Kameraden aus dem Kreis der Alten Pausaer Athleten, damals noch als kleine Jungs selbst miterlebten. "Als es dann wieder erlaubt war, wurde im Vereinsheim trainiert und im Gasthof, dem heutigen Bürgerhaus, gerungen", erinnern sich die ehemaligen Pausaer Recken an die schwere Anfangszeit.
"Der eine brachte Wurst mit, der andere Käse oder Brot, der Zusammenhalt war riesig und wenn ein Ringer wegen anstehender Feldarbeiten nicht zum Training und Wettkampf kommen konnte, haben einige von uns mit angepackt, so dass die Arbeit schneller geschafft war", so die Erinnerungen von Steinert, Wappler, Spatzschke oder Scheffler, wobei die Ringer in den Anfangsjahren nicht selten mit dem Fahrrad zu Turnieren und Wettkämpfen fuhren.
Wurden die ersten Titelträger 1949 in Turnierform in Greiz, Berlin und Zella-Mehlis ermittelt, so fanden 1950, also vor genau 70 Jahren, die ersten DDR-Meisterschaften statt, einziger Austragungsort war damals Greiz. Viele bekannte Namen, wie Schedler, Albrecht, Hoffmann oder Fischer, die später auch als Trainer, Kampfrichter und Funktionäre ein Stück Ringergeschichte in der DDR mitgeschrieben haben, gewannen zum Neustart des Ringkampfsportes in der neu gegründeten DDR Titel und Medaillen. Der Schwerpunkt des Ringens in der jungen DDR war Thüringen und Sachsen, wo auch die ersten Titelkämpfe ausgetragen wurden.
1952 fanden erstmals wieder gesamtdeutsche Meisterschaften statt, an denen auch die Ringer aus der DDR teilnahmen. Nachdem vor allem Greiz in den Anfangsjahren mit vielen DDR-Meistertiteln und Medaillen glänzte, trug sich bei den Deutschen Meisterschaften 1952 in Berlin mit dem frischgebackenen DDR-Meister Gerhard Braun erstmals auch wieder ein Ringer aus Pausa in die gesamtdeutschen Ergebnislisten ein (8. Platz im Federgewicht).
Ab 1953 griffen dann auch die Freistilringer ins Kampfgeschehen ein. In Pausa verschrieb man sich jedoch weiter dem klassischen Stil, wo Erwin Beck aus Pausa 1954 im Leichtgewicht den 4. Platz bei den Titelkämpfen belegte, die erneut in Greiz ausgetragen wurden.
Der Startschuss in eine neue Zeit, mit vielen Erfolgen der Ringer-Hochburgen wie Greiz, Pausa, Plauen, Markneukirchen, aber auch Netzschkau, wo 1954 die ersten DDR-Jugendmeisterschaften im Freistil ausgetragen wurden, war gegeben. In Netzschkau holte Erhard Stiller den ersten DDR-Jugendmeistertitel nach Pausa. Stiller siegte im Federgewicht vor dem Markneukirchner Franz Sattler, der in der gleichen Gewichtsklasse die Bronzemedaille ins Vogtland holte.
Bis heute zählen die Ringer aus Pausa zu den erfolgreichsten Athleten im Vogtland. Maximilian Schwabe oder Nils Buschner kämpfen in schwarz-rot-goldenen Ringertrikots auf nationalen und internationalen Matten um Medaillen. Wie alle ihre Sportkameraden hoffen sie nun, genauso wie die damaligen Ringer in der Zeit von 1945 bis 1949, möglichst schnell wieder das spezifische Training aufnehmen zu dürfen und auch die ersten Wettkämpfe wieder bestreiten zu können.
Jörg Richter
Das Vereinsheim der Pausaer Ringer erlebte zwischen 1945 und 1948 auch schon einmal einen Stillstand, als der Ringkampf nach dem Krieg in der sowjetischen Besatzungszone verboten war. Doch ab 1949 gab es wieder die ersten Titelkämpfe und auch in Pausa wurde wieder gerungen und das Vereinsheim erlebte bis heute eine regelrechte Renaissance. Das die derzeitige Trainings- und Wettkampfpause nicht ganz so lange wie damals dauert, darauf hoffen Pausa's Auswahlringer Buschner, Schwabe & Co., die gerne wieder auf die Ringermatte wollen.