Heidelberg – Die Ziele sind nunmehr klar definiert, für die beiden vogtländischen Ringer Franz Richter (AV Germania Markneukirchen) und Maximilian Schwabe (KSV Pausa) geht es im Spätherbst des Corona-Jahres 2020 noch um Fahrkarten zu Weltmeisterschaften, die vom Ringer-Weltverband United World Wrestling (UWW) ausgeschrieben wurden.
Schwergewichtler Franz Richter will bei der WM der U-23, die vom 24.-29. November in Tampere (FIN) ausgetragen werden soll, um eine Medaille kämpfen. Maximilian Schwabe visiert die Teilnahme an der Weltmeisterschaft der Männer an, die laut UWW vom 12. bis 19. Dezember in Belgrad (SRB) im Ringerkalender steht.
Die beiden Griechisch-Römisch-Spezialisten schwitzen derzeit bei Trainingslehrgängen in Heidelberg und Herzogenhorn, wo Bundestrainer Michael Carl nach der langen, corona-bedingten Auszeit seine Auswahlringer zusammenholte.
Unser Mitarbeiter Jörg Richter sprach mit Michael Carl über die derzeitigen Maßgaben beim Training, aber auch über Zukunftsvisionen in der Kontaktsportart Ringen.
Unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Maßnahmen dürfen die Trainingslehrgänge für die deutschen Auswahlmannschaften überhaupt durchgeführt werden ?
Michael Carl: "Die Athleten mussten einen umfassenden Fragebogen ausfüllen, in dem auch auf mögliche Symptome eingegangen wird, die auf eine Virusinfektion schließen lassen. Neue Athleten aus den Landesverbänden wurden auf Corona getestet, am Ende der ersten Phase des Trainings-Camps wurden alle noch einmal getestet, dabei müssen dann natürlich alle Testergebnisse negativ sein. Zudem wird die Matte mehrfach täglich desinfiziert, entsprechend der Hygienevorschriften. Darüber hinaus wird in den verschiedenen Gewichtsklassen in kleineren Gruppen trainiert".
Wie ist der erste Eindruck zur Fitness der Athleten nach wochenlangem Heimtraining ?
Michael Carl: "Bei den meisten Athleten besteht Nachholebedarf im Grundlagenbereich, da werden noch einige Wochen ins Land gehen, um den alten Stand wieder herzustellen. Zudem trainieren wir im Technikbereich, absolvieren jedoch keine Wettkämpfe".
Wie sehen die deutschen Bundestrainer die internationale Situation, vor allem in den Kontaktsportarten ?
Michael Carl: "Da habe ich etwas Bauchschmerzen, das ist alles sehr instabil, viele Nationen haben nicht solche Hygienemaßnahmen wie wir, falscher Ehrgeiz könnte dort dazu führen, dass zu früh wieder ins Training eingestiegen wird".
Der Ringer-Weltverband UWW ist in die Offensive gegangen, plant Europa- und Weltmeisterschaften in allen Altersklassen. Ein frommer Wunsch oder könnte es aus Sicht der Trainer 2020 zu internationalen Titelkämpfen kommen?
Michael Carl: "Ich würde mir wünschen, dass es Wettkämpfe und Meisterschaften gibt und das wir im November und Dezember diesen Jahres guten Gewissens zu Weltmeisterschaften reisen können".
Im März/April finden die letzten beiden Qualifikationsturniere in Budapest und Sofia statt, mit welchen Zielen gehen die deutschen Athleten in diese Wettkämpfe, gibt es Chancen auf weitere Tickets für Tokio ?
Michael Carl: "An den Zielen hat sich nichts geändert, wir werden versuchen, noch das eine oder andere Ticket nach Tokio zu erkämpfen, wollen mit einem starken Team bei den Olympischen Spielen starten und dort erfolgreich sein".
Die Meinungen zur Austragung der Olympischen Spiele sind derzeit noch recht geteilt, wie sieht man die Chancen auf die Austragung der Wettkämpfe in genau einem Jahr aus Sicht der deutschen Ringertrainer ?
Michael Carl: "Nachdem das IOC Termine und Wettkampf-Stätten bestätigt hat, steigen aus meiner Sicht die Chancen auf die Durchführung der Olympischen Spiele in Tokio. Allerdings glaube ich nicht, dass man bis dahin die Pandemie weltweit im Griff hat, doch die Ausrichter werden in Zusammenarbeit mit den Gremien die Konzepte so erstellen, das die Olympischen Spiele durchgeführt werden".
Jörg Richter
Die Ringer sind froh wieder auf die Matte zu dürfen. Nach monatelangem Heimtraining werden auch "überschüssige" Kräfte frei, so nimmt Weltergewichtler Maximilian Schwabe den 45 Kilo schwereren Franz Richter sprichwörtlich auf den Arm. (Fotos: J. Richter)