Oelsnitz/V. Viele Badegäste im Freibad Oelsnitz/V. erlebten am vergangenen Samstag eine ganz besondere, sportliche Überraschung, denn auf dem Areal des Bades wurden die "1. Offenen Sächsischen Meisterschaften im Beachwrestling" ausgetragen.
Sommer, Sonne, Strand, die Ringer tragen ihre wohl älteste Kampfsportart der Welt aus der Arena, hinaus in die freie Natur. Der faire Kampf ‚Mann gegen Mann', aber auch ‚Frau gegen Frau' im weichen Sand ist nicht nur eine Trend-Sportart, sondern erhebt gar Anspruch auf Teilnahme an den Olympischen Spielen, ab 2028 in Los Angeles (USA). "Deutschland hinkt in der Entwicklung der Disziplin Beachwrestling zwar noch deutlich hinterher, doch gibt es seitens des Deutschen Ringer-Bundes nun Tendenzen, diese Form des Ringkampfes voranzutreiben", so Christine Menzel in ihrer Eröffnungsrede zu den 1. Offenen Sächsischen Meisterschaften im Beachwrestling.
Selbst Oberbürgermeister Mario Horn (CDU) schaute interessiert zu, Schul- und Sportreferentin der Stadtverwaltung Plauen Simone Schurig zeichnete die beiden ASV-Ringer Leon Lange und Quentin Schmalfuß für deren erzielte Erfolge aus.
Dann wurde auch gerungen, nach einem einfachen und schnell verständlichen Regelwerk. Ein Kampf dauerte maximal drei Minuten, Abdrängen des Gegners aus der Kampffläche brachte einen Punkt, wenn der Kontrahent mit dem Knie den Boden berührte, gab es ebenfalls einen Zähler, auch die Passivitätsverwarnung brachte einen Punkt für den aktiveren Ringer und wer zuerst drei Punkte erzielt hat, wurde zum Sieger erklärt. Ein Wurf, bei dem der Gegner mit dem Rücken zum Boden aufkommt, beendet das Duell sofort, ähnlich dem Ippon im Judo.
35 Athleten aus 11 Vereinen stellten sich dem Wettkampf, selbst aus Hamburg, Hennigsdorf und Luckenwalde waren Ringer angereist. Das größte Teilnehmerfeld stellte der ASV Plauen mit 14 Kämpfern. Damit katapultierten sich die Spitzenstädter auf Rang eins der Vereinswertung vor dem KSV Pausa, dem 1. Luckenwalder SC und Mitausrichter der Titelkämpfe, AV Germania Markneukirchen.
Im leichtesten Limit bis 60 Kilo setzte sich der Greizer Pascal Hessel gegen Daniel Gläser vom ASV Plauen durch. Mit insgesamt 10 Ringern war das Limit bis 70 Kilo am stärksten besetzt, hier gewann der ASV-Ringer Rustam Begiew das Finalduell gegen Markneukirchens Danny Latzke, die beide in den Vorrundenbegegnungen souverän siegten.
Eine Überraschung und viel Rechnerei gab es in der Gewichtsklasse bis 80 Kilo, wo sich alle Kontrahenten untereinander besiegt hatten. Mit den meisten Zählern stand am Ende Nils Buschner (KSV Pausa) auf dem obersten Treppchen, vor dem Neuzugang des KSV Pausa Oleksandor Kuruch, der erst kürzlich bei den ‚Offenen Deutschen Meisterschaften' in Witten den Titel erkämpfte. Es folgten Sven Menzel (1. Luckenwalder SC) auf Rang drei und Florian Frank (ASV Plauen), der den vierten Platz belegte, Justin Müller (AVG Markneukirchen), der ebenfalls nur mit einer Niederlage belastet war, kam auf Rang fünf über die Ziellinie.
Im Limit bis 90 Kilo setzte sich der Neuzugang des KFC Leipzig, Seyed Reza Hosseinian gegen Alexander Biederstedt vom 1. Luckenwalder SC durch, im schwersten Limit bis 130 Kilo gewann der Neuzugang des KSV Pausa Albert Yermakov, der auch in Witten den Deutschen Meistertitel gewonnen hatte, vor Oliver Kock aus Hamburg.
Nur zwei Frauen stellten sich bei den 1. Offenen sächsischen Meisterschaften, hier gewann Jessica Matisch vom RSV Hansa 90 Frankfurt(O.) vor Alice Wirth (RV Thalheim). "Es hatten sich auch einige Frauen aus dem Saarland angemeldet, doch angesichts fehlender Konkurrenz haben die Ringerinnen diese lange Tour ins Vogtland dann doch nicht auf sich genommen", so Jens Berndt, der vor allem der AVG-Nachwuchstrainerin Bettina Wirth und ihrem Team für das Engagement bei der Vorbereitung und Organisation des Wettkampfes dankte.
Eine schöne Werbung für den Ringkampfsport waren die Kämpfe im Kinderbereich, bei dem die Youngster aus Markneukirchen und Plauen in den Wettkampfpausen ihr Können im Sand zeigten.
Die zahlreichen Zuschauer und Badegäste hatten zwar spannende und kurzweilige Kämpfe gesehen, doch die eingefleischten Ringerfans hatten so ihre Probleme mit der Trend-Disziplin Beachwrestling. "Wenn Beachwrestling für Frauen ab 2028 olympisch werden soll, dann muss der DRB die Kämpfe im Sand schon jetzt mehr fördern", so der AVG-Vorsitzende Jens Berndt, der Beachwrestling als gute Werbung für den Ringkampfsport in einer breiten Öffentlichkeit sieht, doch dem olympischen Ringen im freien- und griechisch-römischen Stil auf der Matte sollte aus seiner Sicht weiter die das größte Augenmerk gelten.
Jörg Richter
Fotos: K. Wagner